




Angelika Wienerroither arbeitet mit dem Medium der Fotografie und führt den Besucher in eine spezifische dieser Gattung immanente Situation ein: eine kleine Dunkelkammer, ein Negativ, eine Beschränkung der Sinne auf Hören und Fühlen, ein unheimliches, erhabenes Gefühl.
Andrea Kopranovic, Kuratorische Assistenz, Christine König Galerie
Dunkelheit ist in der Arbeitsweise von Angelika Wienerroither sehr wichtig, ohne sie würden keine Fotografien entstehen. Es ist aber manchmal eine Überwindung, in diese Dunkelheit einzutauchen. Es ist unheimlich, nicht alltäglich und irgendwie immer noch eine besondere Erfahrung, sich nur auf Hören und Fühlen zu beschränken.
Wienerroither möchte mit den Besuchern der Ausstellung im Museumspavillon der Stadt Salzburg diese Erfahrung teilen. Sie hat einen Kubus aufgestellt, der 2x2x2 Meter groß ist. Er ist mit einem schwarzen Vorhang bezogen, durch den auch die Künstlerin ihre Dunkelkammer betritt. In das Dunkle projiziert ein alter Diaprojektor ein Negativ. Die Besucher sehen die Fotos so, wie sie Wienerroither beim Arbeiten sieht: als Negativ, als flüchtige Projektion.
Die Projektion läuft 15 Minuten. Danach hören die Besucher 15 Minuten lang eine Erzählung, die die Künstlerin eingesprochen hat. Sie berichtet darin über Erlebnisse und Technik der Dunkelkammer:
Einmal habe ich bei dem Versuch, die Filmbüchse aufzuklemmen, mir in den Finger geschnitten. Die Kante der Büchse ist relativ scharf. Es war finster, ich wusste nicht, wie tief der Schnitt war. Ich merkte nur, dass ich plötzlich etwas Nasses zwischen den Fingern hatte. Ich widerstand dem Impuls, das Licht aufzudrehen. Auf den Filmrollen waren die Urlaubsfotos von unserer Hochzeitsreise in Island, die wollte ich auf keinen Fall verlieren. Sie wären unwiderbringlich weg. Ich schaffte es, die Filmrolle aus der Büchse zu holen und fing an, den Filmstreifen auf die Spirale einzufädeln.
Das Blut muss sich über den gesamten Film verteilt haben.
Als ich das Licht wieder aufdrehte, war mein Dunkelkammerumhang mit lauter roten Flecken übersät. Der Schnitt war ziemlich tief. Die Fotos sind an manchen Stellen dünkler, die Farbgebung passt dann nicht. Wahrscheinlich sind das die Flecken, an denen das Blut die Negative berührt hat.
(Auszug des Audiofiles)